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Softwarekunst

Software bezeichnet alle nichtphysischen Funktionsbestandteile eines Computers. Dies umfasst vor allem Computerprogramme sowie alle gespeicherten oder angewandten Daten. Software wird häufig im Gegensatz zu Hardware gesetzt, welche den physikalischen Träger bezeichnet, auf dem Software existiert. In diesem Sinne wurde der Begriff erstmalig 1957 von John W. Tukey benutzt. Software lässt sich unterscheiden in Systemsoftware und Anwendungssoftware. Programmiersprachen dienen dazu, algorithmische Befehlsketten für Computer zu schreiben, die diese wiederum in den Maschinencode von 0 und 1 transformieren. Die Nutzung von Software unterliegt rechtlichen Grenzen in Abhängigkeit von der Lizenz, wobei man zwischen freier und besitzergebundener Software unterscheidet.

Software und Computercode sind in unserer zunehmend mediatisierten und digitalisierten Umwelt allgegenwärtig. In den letzten Jahren hat die Weiterentwicklung der Computertechnologie rasante Formen angenommen – Computer wurden immer kleiner, schneller, effizienter und ihre Einsatzmöglichkeiten immer weitreichender. Die Entwicklung von intelligenten Software-Lösungen mit benutzerfreundlichen Interfaces hat weiter zu diesem Trend beigetragen. Kommunikation in globalen Netzwerken, das World Wide Web gehören heute genauso zum Alltag wie die Software, die viele technische Geräte steuert. Die digitale Revolution ging schleichend einher, kaum wahrnehmbar für den Konsumenten. Software steuert inzwischen die meisten Anwendungen und Prozesse, sie steuert unsere Welt.

Seit einigen Jahren wird Software zunehmend als Kunstmedium betrachtet und konkret der Begriff der Softwarekunst diskutiert. Es gibt noch keine Definition von Software Art. Sie thematisiert den Computer, seine Kultur, den Code und die zugrunde liegende Software. Die Bandbreite reicht von Softwareformalisten bis zu Gruppen, die die kulturelle Bedeutung und sozialen Auswirkungen des Programmierens thematisieren, und somit Software als kulturelles Konstrukt betrachten. Jede mit Hilfe des Computers generierte künstlerische Arbeit basiert auf Anwendung von Software. Jede Form von digitaler Kunst verwendet Codes bzw. Algorithmen in der einen oder anderen Form. Das Programmieren selbst als Kunstform und künstlerische Ausdrucksweise blieb dabei lange Zeit unterbewertet. Aktuelle Werke der Softwarekunst beinhalten visuelle Manifestationen von Daten, das Programmieren eigener künstlerischer Programme bis hin zur Darstellung des schriftlichen Code selbst. Die Diskussion um Softwarekunst rückt dieses zentrale Element der computerbasierten Kunst in den Vordergrund. Software selbst ist das gestalterische Ziel, sie ist nicht mehr nur funktionales Instrument.

1945
wird der Artikel As We May Think von Vannevar Bush im Atlantic Monthly publiziert, ein visionärer Text, der die Memex (hergeleitet von: memory extender) beschreibt, eine globale Datenbank und damit eine Vorform des Internets.

1948
Claude Shannon veröffentlicht sein Buch A Mathematical Theory of Communication

Norbert Wiener veröffentlicht sein Buch Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine

1952
Grace Murray Hopper entwickelt die Computersprache FORTRAN

1959
Das Committee on Data Systems Languages (Codasyl) entsteht und entwickelt die Computersprache Cobol (Common Business Oriented Languages).

1962
J.C.R. Licklider leitet ARPA (Advanced Research Projects Agency) und setzt sich für die Entwicklung des PCs und des Internet ein

1963
Ivan Sutherland entwickelt Sketchpad eine Vorform der heutigen grafischen Benutzeroberflächen

1964
Die Programmiersprache BASIC (Beginner’s All-Purpose Symbolic Instruction Code) wird von John Kemeny und Thomas Kurtz entwickelt.

1965
Präsentation von früher Computergrafik in der Ausstellung Computer-Generated Pictures in der Howard Wise Gallery in New York

Ausstellung von Computergrafik in der Stuttgarter Galerie Niedlich

Theodor Nelson prägt die Begriffe Hypertext und Hypermedia

1966
Joseph Weizenbaum entwickelt das Computerprogramm Eliza, das Kommunikation in natürlicher Sprache erlaubte. Eliza basiert auf einem Script, das aus Mustern und korrespondierenden Antworten besteht, die es dem Programm ermöglichen, auf einfache Fragen zu antworten.

1967
Ole-Johan Dahl und Kristen Nygaard vom Norwegian Computing Centre entwickeln eine Endversion der Computersprache Simula, der ersten objektorientierten Computersprache.

1968
Ausstellung Cybernetic Serendipity im Institute of Contemporary Arts in London

Doug Engelbart (Stanford Research Institute) präsentiert das oNLine System, das die Mouse einführt und damit die Navigation des Datenraums ermöglicht.

Eine Konferenz, gefördert vom NATO Science Committee, thematisiert eine software crisis und führt den Begriff software engineering ein.

1969
Das ARPANET wird in Betrieb genommen.

1970
In den 1970er Jahren entwickeln Alan Kay und ein Team von Wissenschaftlern von Xerox PARC in Palo Alto, Kalifornien das GUI (graphical user interface), welches die Arbeit am Computer vereinfacht, aber auch die Kluft zwischen Anwendung und Programmierung, zwischen Usern und Programmierern vertieft.

Ausstellung Information im Museum of Modern Art, New York

Ausstellung Software, Information Technology: Its New Meaning for Art im Jewish Museum, New York

Das Kunstmagazin Radical Software wird publiziert und erscheint bis 1974 (hrsg. von Ira Schneider, Phyllis Gerhuny und Beryl Korot).

Winston Royce publiziert Managing the Development of Large Software Systems

1972
Dennis Ritchie (Bell Laboratories) entwickelt die Programmiersprache C

Die Sprache Smalltalk wird von der Xerox PARC Learning Group entwickelt.

Alain Colmerauer (Universität von Marseille) entwickelt Prolog.

1973
Erstes International Computer Art Festival, The Kitchen, New York

1974
Theodor H. Nelson gibt das Buch Computer Lib / Dream Machines heraus.

1979
Erstes Ars Electronica Festival in Linz, Österreich

1980
ARTEX: Artists‘ Electronic Exchange System, Robert Adrian / I. P. Sharp Assoc.; das erste internationale Computernetzwerk von Künstlern, organisiert von Robert Adrian.

1981
IBM veröffentlicht den ersten PC (personal computer).

Barry Boehm schlägt Cocomo (Constructive Cost Model) als Software Kostenschätzungsmodel vor.

1982
John Warnock entwickelt die PostScript Computersprache.

1983
Ben Shneiderman veröffentlicht seinen Artikel Direct Manipulation. A Step Beyond Programming Languages in der Zeitschrift IEEE Computer der Computer Society IEEE.

1984
Apple führt den Macintosh Personal Computer ein.

William Gibson prägt den Begriff Cyberspace in seinem futuristischen Roman Neuromancer.

1985
Gründung der Free Software Foundation durch Richard M. Stallman in den USA (http://www.fsf.org).
Diese Organisation widmet sich seit 1984 der Förderung und Verbreitung von Free Software und insbesondere dem GNU-System, einem UNIX-artigen, nicht-proprietären Betriebssystem auf Basis Freier Software, dessen bekannteste Variante, GNU / Linux (entwickelt von Linus Torvald), mit wachsendem Erfolg seit etwa 1993 auf vielen Rechnern im Einsatz ist.

1986
Ein Artikel im Wall Street Journal trägt dazu bei, das Konzept und den Begriff CASE (computer-aided software engineering) zu verbreiten.

1987
fineArt forum, das am längsten existierende Kunst Magazin im Internet, startet mit einem Email-Newsletter.

1989
Tim Berners-Lee entwickelt ein globales Hypertext Projekt: das World Wide Web, das am 6. August 1991 weltweit eingeführt wird.

1991
Erstes European Software Festival in München

1993
Die erste Konferenz von Next 5 Minutes findet in Amsterdam statt.

Mosaic, entwickelt von Marc Andressen, das erste grafische User-Interface für das World Wide Web wird eingeführt.

1995
Die Java Programmiersprache ermöglicht die Entwicklung Plattform unabhängiger Applikationen.

1998
Konferenz Museums and the Webin Toronto, Canada

1999
Der Golden Nica Award der Ars Electronica in Linz wird für das Betriebssystem Linux vergeben.

Ausstellung net_Condition. Kunst/Politik im Online-Universum am ZKM in Karlsruhe

2000
Über 30 Millionen Web Sites sind global registriert; im Vergleich dazu waren es 1998 nur 5 Millionen.

2001
Das Festival transmediale in Berlin vergibt zum ersten Mal einen Preis für Software Art.

Der I love you Virus richtete einen Schaden von 8,75 Milliarden US-Dollar an.

2002
Aussstellung open_source_art_hack im New Museum in New York

Online-Ausstellung CODeDOC für den Artport des Whitney Museums of American Art in New York

Erstes Read_me Festival 1.2 in Moskau, das sich explizit der Softwarekunst widmet.

Die Ausstellung I love you im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main setzt sich mit der Schönheit der Computerviren auseinander.

2003
Launch von www.runme.org, einer offenen, moderierten und webbasierten Datenbank für Software Art, gegründet von einem Team von Künstlern, Programmierern und Wissenschaftlern.

Publikation Software Art (Künstlerhaus Bethanien/media arts lab, Berlin)

2004
Konferenz Programmation orientée art in Paris an der Universität Paris I an der Sorbonne

Zusammengestellt von Sabine Himmelsbach, Oktober 2004