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Kinetische und Optische Kunst

Die Op-Art, von engl. Optical Art ist eine Strömung der modernen Malerei und Grafik seit den 1950er Jahren. Op-Art setzt sich im weitesten Sinne mit den Gesetzmäßigkeiten und Eigenschaften der visuellen Wahrnehmung und den Phänomenen der optischen Täuschung auseinander. Abgeleitet von der geometrischen Abstraktion und dem konstruktiven Formenvokabular der 1920er und 1930er Jahre benützt sie Farb- oder Schwarz-Weiß-Kontraste, geometrische Formmuster, serielle Ordnungen um beim Betrachten der Bilder oder Reliefs Bewegungs- oder Vibrationseffekte sowie optische Irritationen hervorzurufen. Der Betrachter und seine Bewegungen werden so zu einem konstitutiven Teil des Kunsterlebens. Die Op-Art entwickelte sich mit zahlreichen Verknüpfungen zur Kinetischen Kunst, mit der sie Reflexionen über Raum, Körper, Zeit, Bewegung teilt. Vielfach zeigen sich daher Übergänge und Mischformen zwischen Op-Art und Kinetischer Kunst.

Kinetische Kunst ist eine künstlerische Ausdrucksform, in der seit 1920 Bewegung nicht als Skulptur oder Bild dargestellt wird (wie im Kubismus und Futurismus), sondern real bewegte, meist maschinengestützte Objekte zu sehen sind, die vom Betrachter in Gang gesetzt werden. Sie wurde besonders in den sechziger Jahren des 20. Jahrhundert populär. Die Licht- und Bewegungsobjekte bzw. Maschinen der Kinetischen Kunst führten durch das Moment der virtuellen oder realen Bewegung die vierte Dimension – die Zeit – ein.
In der Kinetischen Kunst und Op-Art wird der Betrachter, durch physische Interaktion, sei es durch Knopfdruck oder Positionierung, zu einem wesentlichen Bestandteil des Werks, der das Kunstwerk durch seine Eingriffe verändern kann. Das Kunstwerk wird somit variabel und seine Teile werden programmierbar, sei es durch eine Maschine oder durch den Menschen.

1912
Der Experimentalpsychologe Vittorio Benussi entdeckt wie Kreise auf rotierenden Scheiben zu virtuellen Kegeln in Bewegung werden.

1924
Sein Schüler C.L. Musatti nennt diese Verbindung von Scheinkörpern in Scheinbewegung stereokinetischer Effekt.

1920
Naum Gabo und Antoine Pevsner veröffentlichen in Moskau das Realistische Manifest: Wir verkünden die kinetischen Rhythmen als die wichtigsten Elemente der Kunst.
Naum Gabo stellt eine Drahtskulptur her, die, von einer Stahlfeder in Bewegung versetzt, ein virtuelles Volumen erzeugt. (Kinetische Konstruktion N°1)
Man Ray montiert aus Kleiderbügeln ein bewegliches Gebilde in der Art der späteren Mobiles von Alexander Calder.

1921
Abstrakte Filme von Hans Richter: Rhythmus 21 und Viking Eggeling: Diagonal-Symphonie.
Das Manifest der Kinetischen Plastik, Dynamisch-konstruktives Kraftsystem, wird von Laszlo Moholy-Nagy und Alfred Kemény im Sturm (Nr. 11) veröffentlicht.

1926
Marcel Duchamp filmt in Anemic Cinema die Bewegung von 10 Rotoreliefs und 9 Text-Scheiben.

1932
Alexander Calder baut im Anschluß an die Stabiles von 1931 bewegliche Drahtplastiken: Mobiles

1936
Neon Skulptur von Zdenek Pesanek

1941
Das Buch Kinetismus von Zdenek Pesanek erscheint in Prag.

1944
Richard Mortensen baut eine kinetische Bildkomposition von 4x12 Meter Größe mit fünf beweglichen Elementen, die elektrisch betrieben werden.
Die Amerikaner John und James Whitney erreichen mit einer komplizierten Pendelanlage in ihren Film Exercises Nr. 1 bis 5 eine vollkommene Synchronität des abstrakten Bildes mit synthetischer Musik.

1948
Jean Tinguely bringt einen Motor an der Decke an und benutzt erstmals die maschinengestützte Geschwindigkeit zur Immaterialisation rotierender Objekte.
Norbert Wiener schreibt Cybernetics or control and communication in the animal and the machine und findet für die Steuerungs- und Kommunikationsvorgänge im technischen und organischen Bereich die Bezeichnung Kybernetik.

1953
Erste Einzelausstellung von Agam in der Galerie Craven, Paris; der Betrachter ist aufgefordert, durch eigene Bewegung, durch Anstoßen oder Versetzen der Bildelemente Farbe und Form des Bildes zu verändern.

1954
Victor de Vasarely macht Studien mit in die Tiefe gestaffelten Bildern, die sich durch die Bewegung des
Betrachters verändern.

1955
Ausstellung Le Mouvement in der Galerie Denise René, Paris, mit Yaacov Agam, Pol Bury, Alexander Calder, Marcel Duchamp, Robert Jacobsen, Jésus-Raphael Soto, Jean Tinguely (Volume Virtuel N°1, eine motorbetriebene Skulptur) und Victor de Vasarely.
Jean Tinguely bezieht in seinem Relief métamécanique sonore das Geräusch in die Bildvorgänge ein und konstruiert die erste Zeichnungsmaschine. Victor de Vasarely stellt in Notes pour un manifeste die Grundsätze der Plastique cinétique auf. Soto, seit 1950 mit der Bewegung einfacher geometrischer Formen beschäftigt, entwickelt die ersten optisch-kinetischen Werke. Durch das Montieren von Drahtkompositionen vor gerasterte Hintergründe erzeugt er Vibrationen des Bildes und virtuelle Beziehungen (Soto).

1956
In Nuit de la Poésie im Theater Sarah Bernhardt, Paris, zeigt Nicolas Schöffer die elektronisch gesteuerte Skulptur Cysp I.
Karl Gerstner stellt in Zürich veränderbare Kompositionen in Metall aus, Bilder, die durch Drehung bzw. Umgruppierung ihrer Elemente verändert werden können.

1959
Ausstellung Vision in motion – Motion in vision, Sammelausstellung kinetischer Kunst im Hessenhaus, Antwerpen

Bildung der Gruppo T (Tempo, ital. Zeit) in Mailand mit der Absicht, das spezifische Verhältnis von Zeit und Raum im Kunstwerk zu erforschen und kinetische Strukturen zu entwickeln.
Giovanni Anceschi, Davide Boriani, Gianni Colombo, Gabriele de Vecchi, Grazia Varisco.

Bildung des Gruppo N (enne) in Padua, die mit der Mailänder Gruppo T und der Galerie Azimut (gegründet im Dezember desselben Jahres von Piero Manzoni und Enrico Castellani) den konzeptionellen Kern der arte programmata und der Kinetischen Kunst Italiens bildet.
Alberto Biasi, Ennio Chiggio, Toni Costa, Edoardo Landi, Manfredo Massironi.

1960
Bildung der Gruppe GRAV (Groupe de Recherche d’Art Visuel) in Paris.
Hugo Rodolfo Demarco, Julio LeParc, Vera Molnar, Francois Morellet, Francisco Sobrino, Joel Stein, Jean-Pierre Yvaral, Horacio Garcia-Rossi

1961
Ausstellung Nove Tendencije 1 in Zagreb
Ausstellung Die Bewegung in der Kunst im Stedelijk Museum Amsterdam (Bewogen Beweging), im Moderna Museet, Stockholm (Rörelse i Konsten), und im Louisiana Museum, Kopenhagen.

1962
Ausstellung Arte Programmata. Arte Kinetica, opera multiplicata, opera aperta u.a. in Mailand, organisiert von Bruno Munari und Giorgio Soavi, mit einem Text von Umberto Eco.

Ausstellung Dylaby - Dynamic Labyrinth im Stedelijk Museum, Amsterdam (mit Martial Raysse, Robert Rauschenberg, Niki de Saint-Phalle, Daniel Spoerri, Jean Tinguely, Per Olof Ultveldt)
Ausstellung Nul,Stedelijk Museum, Amsterdam; Anti-peinture, Hessenhuis, Antwerpen
Ausstellung Zero, Forum 62, Gent

1964
Bildung der Gruppo MID (Movimento Imagine Dimensione, dt. Bewegung, Bild, Dimension) in Mailand. Antonio Barrese, Alfonos Grassi, Gianfranco Laminarca, Alberto Marangoni

Ausstellung Licht und Bewegung, Documenta III, Kassel

1965
Ausstellung Kinetic and Optic Art Today, Albright-Knox Art Gallery, Buffalo
Ausstellung The Responsive Eye, Museum of Modern Art, New York
Ausstellung Kinetik und Objekte, Staatsgalerie Stuttgart und Badischer Kunstverein, Karlsruhe

1967
Gianni Colombo spazio elastico

1968
Ausstellung Cinétisme, Spectacle, Environment in Grenoble mit de Vecchi, Colombo, LeParc

zusammengestellt von Dominika Szope, Oktober 2004